Offener Brief an die Bundesaußenministerin Annalena Baerbock, am 17. Februar 2022
 
Mit großer Sorge beobachte ich schon seit einiger Zeit die sogenannte „Ukraine-Krise“ und die Reaktion von Politik wie Medien. Fakt bleibt, dass die NATO unter Führung der USA die Ukraine gespalten hat, indem sie das Land auf die „westliche Seite“ ziehen wollte. Es ist viel Geld geflossen, um eine dem „Westen“ genehme Regierung zu installieren. NATO und USA ist es inzwischen gelungen, Russland als Bösewicht und Spalter darzustellen. Russland ist aber nicht der Aggressor, sondern befindet sich durchaus in der Defensive, hat berechtigte Sicherheitsinteressen, nachdem die NATO entgegen aller Absprachen sich über die Jahre immer mehr gen Osten ausgeweitet hat. Diese Osterweiterung der NATO liegt vor allem im Interesse der USA, nicht von Deutschland oder Frankreich. Umso erstaunlicher ist es, dass die deutsche Bundesregierung sich zum Spielball der USA machen lässt.
 
Vornehmlich dient die sogenannte „Ukrainekrise“ den USA zur Verhinderung von Nordstream 2. Russland braucht Nordstream 2 nicht, es hat zwei neue Pipelines nach China gebaut, dadurch öffnet sich ein weitaus besserer Markt. Nordstream 2 wurde gebaut, weil die deutsche Regierung es wollte, nicht die russische. Die USA versuchen aus Eigeninteresse seit Jahren die Pipeline mit allen Mitteln zu verhindern. Nicht nur, um das eigene Frackinggas zu verkaufen, sondern auch, um mehr Einfluss auf Deutschland zu erreichen. Im großen Ganzen zeigt sich die „Ukrainekrise“ als ein Unterfangen der USA, um Russland und vor allem Deutschland in Schach zu halten. Die NATO existiert, um die Amerikaner drinnen, die Russen draußen und die Deutschen unten zu halten, sagte ihr erster Generalsekretär Lord lsmay bereits in den 50er Jahren. („On the purpose of NATO: To keep the Americans in, the Russians out, and the Germans down." Quelle:https://beruhmte-zitate.de/autoren/hastings-ismay-1-baron-ismay/) Das scheint immer noch zu stimmen. Im Übrigen war das gute Verhältnis Deutschlands zu Russland besonders nach dem Mauerfall den USA von Anfang an ein Dorn im Auge. Nebenbei bemerkt: wir leben mit Russland auf einem Kontinent, es sind quasi unsere Nachbarn, nicht die Amerikaner, die diese Nachbarschaft spalten wollen.
 
Es ist zu befürchten, dass die USA einen militärischen Zwischenfall durch Söldnergruppen, die ihrem Einfluss in der Ostukraine unterstehen, inszenieren werden, um ihre Interessen durchzusetzen. Dies ist längst vorbereitet, wie nicht nur der Abzug eigener Landsleute aus der Ukraine deutlich zeigt. Andere Staaten ziehen bereits eilfertig mit.
 
Enttäuscht bin ich über die Haltung der angeblich so freien, deutschen Presse und Medien, die keine realistischen Analysen, keine Diskussion der wirklichen Lage bringen und sich nur als zuverlässiger Lautsprecher der US-Interessen zeigen – was daran liegen mag, dass die Lenkenden deutscher Medien allzu sehr über Thinktanks und NGOs mit der US-Elite verstrickt sind. Ich frage mich jedenfalls schon lange, was Medien wie Spiegel, Süddeutsche, taz, FAZ, ARD, ZDF und andere antreibt, aktiv eine realistische Lagebeurteilung zu verweigern sowie alle Aggression Russland zuzuschreiben.
 
Ich bin ebenfalls sehr enttäuscht, Frau Außenministerin Baerbock, über Ihre Haltung zu der brandgefährlichen Situation. Sie verschärfen durch ihre Aussagen zu Nordstream 2 nicht nur die Lage, sondern zeigen sich auch als willfährige Anwältin der US-Interessen in der deutschen Regierung. Es wäre jetzt dringendst notwendig, auf Russland zuzugehen, seine Sicherheitsinteressen zu respektieren und Sicherheitsgarantien zuzugestehen. Führende Vertreter der NATO betonen immer wieder, dass es keine Pläne gibt, die Ukraine in die NATO aufzunehmen. Wo ist das Problem? Die vorgeschobene Souveränität einzelner Länder? Nicht die einzelnen Länder entscheiden über einen Beitritt, sondern explizit die NATO selbst. Ich nehme an, sie möchten als grüne Ministerin nicht als Kriegstreiberin in die Geschichte eingehen, zumal die Wurzeln der Grünen auch in der Friedensbewegung gewachsen sind. Bitte handeln Sie im Sinne von Frieden und Ausgleich der berechtigten Interessen und wirken sie Kraft ihres Amtes auf die entsprechenden Stellen ein. Selbstverständlich müssen dabei auch die Belange und die Souveränität der Ukraine garantiert werden, sonst wird es keinen Frieden in der Region geben. Ich weiß, es ist nicht einfach und verlangt Standhaftigkeit besonders gegenüber den USA und der NATO. Aber wollen Sie wirklich mit dafür verantwortlich sein, dass unschuldige Menschen – und ich meine an dieser Stelle besonders die Menschen in der Ukraine – weiterhin unter den Fehlern sowie der Arroganz von Politik, Militär und Medien folgenschweres Leiden auf sich nehmen müssen?
 
Dies schreibt Ihnen ein sehr besorgter Mensch.